Keramik & Kreativkunst
perfekt unperfekt
Wenn du mit dem Töpfern startest,
kommst du an dieser Frage kaum vorbei:
Brauche ich eine Drehscheibe – oder
kann ich einfach mit den Händen loslegen?
Ich erinnere mich noch genau, wie bei mir alles anfing.
Ich wollte endlich töpfern lernen – aber ein Atelier war weit und breit nicht in Sicht. Also suchte ich im Internet nach Kursen in der Nähe.
Die Auswahl war groß, doch für mich war klar:
Ich konnte nicht ewig unterwegs sein.
Meine Kinder kamen mittags nach Hause, also musste der Kurs irgendwo zwischen Alltag und Mittagspause reinpassen.
Der Kurs, den ich schließlich fand,
arbeitete ausschließlich mit Handaufbau.
Handaufbau – das klang irgendwie bodenständig.
Aber gleichzeitig fragte ich mich:
„Braucht man zum Töpfern nicht eigentlich eine Drehscheibe?“
Damals dachte ich, dass man
ohne Drehscheibe gar keine „richtige“ Keramik machen kann.
Heute weiß ich: Das stimmt so nicht. Beide Wege – Handaufbau und Drehscheibe – führen zum Ziel, aber auf völlig unterschiedliche Art.
Also schauen wir uns die beiden Techniken mal genauer an – was sie unterscheidet und welche sich für den Start besser eignet.
Beim Handaufbau arbeitest du – wie der Name schon sagt –
komplett mit den Händen.
Keine Maschine, kein Summen, nur du, der Ton und ein bisschen Geduld.
Das ist die ursprünglichste Art zu töpfern - ideal, wenn du ohne Drehscheibe starten willst.
So wurde schon vor Tausenden Jahren gearbeitet – und ganz ehrlich: Das merkt man. Es hat was Erdendes.
Wulsttechnik: Du rollst dicke Tonwürste, legst sie spiralförmig aufeinander und verbindest sie mit den Fingern. So entstehen Vasen, Schalen oder Skulpturen mit Charakter.
Plattentechnik: Du rollst Tonplatten aus, schneidest Formen mit Schablonen zu und „baust“ daraus dein Objekt. Ideal für eckige Formen, Häuser, Schilder oder Deko.
Daumenschalen: Eine kleine Tonkugel, ein Daumen – und schon formst du aus einer einfachen Bewegung ein Gefäß. Perfekt für Anfänger oder Kinder.
Wirklich nicht viel:
Ein Nudelholz, ein Messer, ein Holzspatel, ein Schwamm, Wasser und etwas Schlicker (Tonbrei zum Kleben).
Mit einem kleinen Werkzeugset und einem Steinzeugton oder Steingutton kannst du direkt starten.
👉Mehr zur Auswahl des richtigen Tons findest du in meinem Artikel „Steingutton oder Steinzeugton: Wann ist was besser?“
Du brauchst kaum Ausstattung und kannst fast überall töpfern.
Perfekt für Skulpturen, organische Formen oder Deko.
Du lernst den Ton kennen – wie er sich verhält, trocknet und reagiert.
Reste? Einfach wiederverwenden und das relativ schnell. Kaum Abfall.
Du baust die einzelnen Teile zusammen (Bsp.: Tassen, Vasen, Häuser...). Dabei kann es passieren, dass die "angeklebten" Teile sich nicht richtig verbinden oder an diesen Stellen reissen.
Die Formen werden nie ganz gleichmäßig (was auch der Charme ist). Perfektion ist hier fehl am Platz, sonst machst du dich kaputt.
Du brauchst Geduld – aber das entschleunigt ungemein.
(Lesetipp: Töpfern für Anfänger – was du wissen solltest – dort erkläre ich die Grundlagen Schritt für Schritt.)
Viele denken, Handaufbau besteht nur aus drei Methoden – Daumenschale, Wulst- und Plattentechnik.
Aber das ist nur der Anfang. In der Praxis wird ständig kombiniert, variiert und experimentiert.
Gerade wenn du öfter töpferst, wirst du merken: Es gibt viel mehr Möglichkeiten, den Ton in Form zu bringen.
Eine der spannendsten Erweiterungen ist das Arbeiten mit Gipsformen.
Dabei nutzt du eine Form – meist aus Gips, manchmal auch aus Holz, Glas oder Kunststoff – als Hilfe, um den Ton gleichmäßig zu formen.
Das funktioniert auf zwei Arten:
Pressform: Du drückst den Ton in die Gipsform hinein.
Überform: Du legst den Ton über die Gipsform.
Gips zieht die Feuchtigkeit aus dem Ton, wodurch dein Werkstück schneller fest wird und stabil bleibt.
Diese Methode eignet sich super für Schalen, Teller oder wiederkehrende Grundformen, die du anschließend weiter verzieren oder individuell gestalten kannst.
Ich nutze das zum Beispiel, wenn ich mehrere gleich große Formen brauche – oder wenn’s schlicht und sauber werden soll.
Trotzdem bleibt’s Handarbeit, weil jedes Stück seine eigene Struktur bekommt.
Neben den klassischen Aufbauweisen gibt’s auch das freie Modellieren.
Dabei arbeitest du direkt aus einem Tonblock oder mehreren zusammengesetzten Teilen – wie beim Skulpturenbau.
Gerade mit schamottiertem Ton kannst du richtig in die Höhe oder Breite arbeiten, ohne dass alles in sich zusammensackt.
In meiner Werkstatt landet selten ein Stück,
das nur nach einer Methode entsteht.
Meist kombiniere ich:
eine Platte als Boden, darauf Wülste für die Wand, und wenn ich gleichmäßige Rundungen möchte, kommt das Ganze noch kurz in eine Gipsform zum Antrocknen.
So entstehen stabile, individuelle Stücke – irgendwo zwischen frei geformt und klar strukturiert.
Und das Beste: Man lernt den Ton jedes Mal ein bisschen besser kennen.
Wenn du mit Gipsformen arbeitest, achte darauf,
dass sie gut trocken sind.
Sonst klebt der Ton fest.
Und wenn du andere Materialien für's Formen nutzt,
lege einen dünnen Stoff (z. B. ein altes Baumwolltuch), Strumpfhosen oder Klarsichtfolie zwischen Form und Ton hilft beim Ablösen – und schützt deine Nerven 😅.
Töpfern an der Drehscheibe – eine Technik, die viele Anfänger fasziniert, aber erst mit Übung richtig Spaß macht.
Töpfern an der Drehscheibe – das sieht immer so leicht aus, oder?
Die Hände gleiten über den Ton, die Form entsteht fast wie von selbst… bis du’s selbst ausprobierst 😄.
Am Anfang ist es eher ein Kampf um die Mitte. Denn der Ton will nicht zentriert bleiben, deine Hände sind nass, und die Scheibe macht, was sie will. Aber wenn du’s dann zum ersten Mal schaffst, den Ton ruhig zu halten, ist das ein unglaubliches Gefühl.
Der Ton wird zentriert, aufgebrochen und beim Hochziehen geformt. Sobald der Ton leicht lederhart ist, wird er abgedreht und geglättet.
Gedreht wird meist mit unschamottiertem Ton, weil er geschmeidiger ist.
Fortgeschrittene nutzen auch leicht schamottierte Massen für stabilere Formen.
Du brauchst eine Töpferscheibe (elektrisch oder manuell), viel Wasser, Schwämme, Schneidedraht, Abdrehwerkzeug – und Platz.
Vor allem aber: Zeit zum Üben.
Du kannst präzise, symmetrische Gefäße herstellen.
Ideal für Tassen, Schalen, Krüge oder Vasen.
Wenn du den Dreh raus hast, ist es ein fast meditativer Flow.
Die Lernkurve ist steil (vor allem beim Zentrieren).
Mehr Materialverbrauch durch Abdrehen.
Höhere Anschaffungskosten und mehr Aufwand beim Putzen.
Hier siehst du mich an der Drehscheibe – eine wunderbar matschige Angelegenheit 😉
Nachdem du nun weißt, wie unterschiedlich die beiden Techniken funktionieren, stellt sich die Frage: Welche passt eigentlich besser zu dir?
Handaufbau und Drehscheibe sind wie zwei Sprachen –
beide erzählen Geschichten, aber mit unterschiedlicher Betonung.
Handaufbau ist frei, organisch und manchmal unperfekt. Perfekt für Deko, Schilder, Figuren oder Kunstobjekte.
Drehscheibe ist rhythmisch, fließend, wiederholbar. Ideal für Geschirr oder Serienkeramik.
Wenn du dich gern treiben lässt, experimentierst und
Dinge „nach Gefühl“ machst – Handaufbau ist dein Ding.
Wenn du gern die Kontrolle hast, präzise arbeitest und das gleichmäßige Spiel mit der Form liebst – willkommen an der Drehscheibe.
Und ja, man darf auch beides lieben. Ich tu’s. 😀
Anfänger:innen:
Starte mit Handaufbau. Es ist günstiger, intuitiver und du brauchst kaum Platz. Du lernst das Material kennen – und das ist die beste Basis.
Fortgeschrittene:
Wenn du mehr Präzision willst oder in Serie arbeiten möchtest, probier die Drehscheibe.
Sie ist technisch, ja, aber auch unglaublich befriedigend, wenn’s klappt.
Kinder & therapeutisches Arbeiten:
Handaufbau ist perfekt. Es geht nicht um Perfektion, sondern ums Tun. Das schafft Ruhe und Fokus – ideal zum Runterkommen.
Professionelle Keramiker:innen:
Kombinieren meist beides. Drehscheibe für Serien, Handaufbau für kreative Einzelstücke.
👉 Mehr über die Wirkung von Töpfern auf Geist und Seele erfährst du im Artikel „3 Gründe, warum Töpfern gut für die Seele ist“.
Du musst dich gar nicht entscheiden –
die meisten mischen sowieso.
Ein typisches Beispiel:
Du drehst eine Tasse oder Schale auf der Scheibe und setzt dann handgeformte Henkel oder Füße an.
Oder du baust eine Figur im Handaufbau und
ergänzt sie mit gedrehten Formen.
Diese hybride Arbeitsweise ist spannend, weil sie beides vereint: technische Präzision und kreative Freiheit.
Beispiele:
Eine Tasse mit gedrehtem Körper und handgeformtem Henkel.
Eine Vase, die du zuerst aufbaust und dann leicht nachdrehst.
Eine Skulptur aus mehreren gedrehten Elementen.
So lernst du den Ton wirklich kennen – er verhält sich nämlich ganz anders, wenn er gezogen, gedrückt oder gedreht wird.
Was ich zum Schluss noch sagen möchte:
Ob du dich für Handaufbau oder Drehscheibe entscheidest –
beides ist Teil des Töpfern-Lernens und
führt zu wunderschönen Ergebnissen.
Und - beide Wege führen zum selben Ziel:
etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.
Es gibt kein „besser“ oder „schlechter“.
Nur die Frage:
Wie willst du arbeiten – ruhig und planend oder fließend und rhythmisch?
Wenn du neu anfängst, ist der Handaufbau
der einfachere, entspanntere Einstieg.
Die Drehscheibe ist dafür das Abenteuer danach –
mit mehr Technik, aber auch mehr Flow.
Ich persönlich? Habe genauso angefangen.
Ich liebe den Handaufbau für seine Ruhe und Natürlichkeit.
Aber wenn die Scheibe läuft und alles im Gleichgewicht ist – dann gibt’s kaum was Befriedigenderes.
Also: Fang einfach an.
Mit den Händen, dem Ton und einem offenen Kopf.
Der Rest kommt von selbst.
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🤗... ich habe mit dem Bloggen im Juni 25 angefangen und finde immer mehr Gefallen daran
🤗... dank Judith Peters Sympatexter habe ich eine neue Art des Bloggens kennengelernt. Ich bin keine strategische oder technische Bloggerin, sondern eine dynamische. Das gefällt mir, weil ich so keine starren Grenzen habe, die mich blockieren. Ich verbinde gerne Sachen.
🤗... Zum Beispiel kombiniere ich bei meinen Töpferprojekten gerne Keramik und Holz, oder Metall.
Oder ich schaue, dass meine getöpferten Sachen auch nützlich sind: Tassen, Schalen, Schmuckschatullen usw.
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© 2025 Antje Brügger